Die Mutter der beiden Kinder, Maria Unger, stammte von einem »Zigeuner« ab, wuchs aber als Findelkind in Heimen auf. Am 25. Juni 1928 brachte sie als 20-Jährige in Münster ihren unehelichen Sohn Josef zur Welt, der aber mit einem Jahr in ein Kinderheim gegeben wurde. 1937 zog sie mit ihrem Lebenspartner Josef Aretz nach Telgte zum »Langen Jammer«, Ritterstraße 364, wo sie aber von der Hetze der Nazis gegen die Zigeuner nicht verschont blieb.
Ende 1937 holte sie ihren Sohn aus dem Heim zurück. Nachdem Nachbarn sie angeschwärzt hatten, wurde Josef im Januar 1938 wieder seiner Mutter entrissen und kam gegen deren Willen erneut in ein Heim.
Am 10. Juni 1938 wurde ihre Tochter Maria Josefa geboren. Maria Unger und Josef Aretz bemühten sich mehrfach um eine Genehmigung zur Heirat, was ihnen aber wegen des so genannten »Blutschutz-Gesetzes« verwehrt wurde, denn die Mutter hatte nach der Bestätigung eines Telgter Arztes kein »arisches« Blut.
Die Unger-Kinder – vom Heim ins KZ
Am 26.04.1940 entführte Maria Unger ihren Sohn aus einem Heim in Heiligenstadt. Nachdem Josef Aretz zur Wehrmacht eingezogen worden war, arbeitete Maria Unger bei der Firma Winkhaus in Telgte. Am 4. September 1942 wurde Josef wieder seiner Mutter entrissen und dem St.Martinistift in Appelhülsen zugeführt, von wo aus er am 9.3.1943 mit dem Sammeltransport nach Auschwitz transportiert und am 8.12.1943 dort vergast wurde.
Nachdem Maria Unger am 14.12.1942 verhaftet, nach Recklinghausen transportiert und anschließend in das Frauen-KZ Ravensbrück eingeliefert worden war, wurde Maria Josefa von den Franziskanerinnen im Antoniusstift in der Antoniusstraße 386 herzlich aufgenommen und fand dort ein neues Zuhause.
Doch trotz allen Einsatzes der Schwestern für das Mädchen mussten sie dieses im März 1943 in Münster der Polizei übergeben. Am 9. März 1943 wurde Maria Josefa ebenso wie ihr Bruder Josef nach Auschwitz transportiert, wo sie bereits am 12.08.1943 starb, vermutlich durch Vergasung.
Maria Unger kehrte am 7.9.1945 zurück nach Telgte und wurde von ihren ehemaligen Nachbarn Busalski aufgenommen. Sie hatte das KZ zwar überlebt, war aber körperlich und seelisch gezeichnet. 1947 heiratete sie Franz Reefke aus Essen. Trotz vieler Versuche gelang es Maria Unger nicht, etwas über das Schicksal ihrer Kinder in Erfahrung zu bringen.