Opfer des Nationalsozialismus

Josef und Maria
Unger

Maria Unger mit Familie Busalski

Die Mutter der bei­den Kinder, Maria Unger, stamm­te von einem »Zigeuner« ab, wuchs aber als Findelkind in Heimen auf. Am 25. Juni 1928 brach­te sie als 20-Jährige in Münster ihren unehe­li­chen Sohn Josef zur Welt, der aber mit einem Jahr  in ein Kinderheim gege­ben wur­de. 1937 zog sie mit ihrem Lebenspartner Josef Aretz nach Telgte zum »Langen Jammer«, Ritterstraße 364, wo sie aber von der Hetze der Nazis gegen die Zigeuner nicht ver­schont blieb.

Maria Unger

Maria Unger (hin­te­re Reihe, 4. von links) mit Familie Busalski (Foto: Familie Busalski)

langen Jammer

Blick von der Feuerwache auf den »lan­gen Jammer« (Foto: Herr Sandfort)

Ende 1937 hol­te sie ihren Sohn aus dem Heim zurück. Nachdem Nachbarn sie ange­schwärzt hat­ten, wur­de Josef im Januar 1938 wie­der sei­ner Mutter ent­ris­sen und kam gegen deren Willen erneut in ein Heim.

Postkarte Unger

»Herrn Bürgermeister Amt Telgte Telgte, den 18.1.38
Herr Bürgermeister, Die Nachbarn kom­men wegen die Sache Aretz. Die sind doch nicht ver­hei­ra­tet und leben doch wie Mann und Frau. Ihren klei­nen Jungen hat Sie nicht ange­mel­det und geht auch nicht zur Schule. Das kann doch nicht so wei­ter gehen und in Umständen ist Sie auch. Wenn das denn hier nicht hilft müs­sen wir uns anders­woh wen­den. Achtungsvoll Die Nachbarn« (Stadtarchiv Telgte)

Am 10. Juni 1938 wur­de ihre Tochter Maria Josefa gebo­ren. Maria Unger und Josef Aretz bemüh­ten sich mehr­fach um eine Genehmigung zur Heirat, was ihnen aber wegen des so genann­ten »Blutschutz-Gesetzes« ver­wehrt wur­de, denn die Mutter hat­te nach der Bestätigung eines Telgter Arztes kein »ari­sches« Blut.

Hausstandskarte der Familie Unger

Hausstandskarte der Familie Unger (Stadtarchiv Telgte)

Die Unger-Kinder – vom Heim ins KZ

Am 26.04.1940 ent­führ­te Maria Unger ihren Sohn aus einem Heim in Heiligenstadt. Nachdem Josef Aretz zur Wehrmacht ein­ge­zo­gen wor­den war, arbei­te­te Maria Unger bei der Firma Winkhaus in Telgte. Am 4. September 1942 wur­de Josef wie­der sei­ner Mutter ent­ris­sen und dem St.Martinistift in Appelhülsen zuge­führt, von wo aus er am 9.3.1943 mit dem Sammeltransport nach Auschwitz trans­por­tiert und am 8.12.1943 dort ver­gast wurde.

Nachdem Maria Unger am 14.12.1942 ver­haf­tet, nach Recklinghausen trans­por­tiert und anschlie­ßend in das Frauen-KZ Ravensbrück ein­ge­lie­fert wor­den war, wur­de Maria Josefa von den Franziskanerinnen im Antoniusstift in der Antoniusstraße 386 herz­lich auf­ge­nom­men und fand dort ein neu­es Zuhause.

Antoniusstift, Telgte

Antoniusstift, Telgte (Stadtarchiv Telgte)

Doch trotz allen Einsatzes der Schwestern für das Mädchen muss­ten sie die­ses im März 1943 in Münster der Polizei über­ge­ben. Am 9. März 1943 wur­de Maria Josefa eben­so wie ihr Bruder Josef nach Auschwitz trans­por­tiert, wo sie bereits am 12.08.1943 starb, ver­mut­lich durch Vergasung.

Maria Unger kehr­te am 7.9.1945 zurück nach Telgte und wur­de von ihren ehe­ma­li­gen Nachbarn Busalski auf­ge­nom­men. Sie hat­te das KZ zwar über­lebt, war aber kör­per­lich und see­lisch gezeich­net. 1947 hei­ra­te­te sie Franz Reefke aus Essen. Trotz vie­ler Versuche gelang es Maria Unger nicht, etwas über das Schicksal ihrer Kinder in Erfahrung zu bringen.

Suchaktion für die Kinder Maria und Josef Unger

Suchaktion für die Kinder Maria und Josef Unger (Stadtarchiv Telgte)