Monate: Oktober 2018

Die Telgter Synagoge, einzigartiges Zeugnis jüdischen Lebens im Münsterland

Vortrag von Dr. phil. Fred Kaspar

Sa. 10.11. | 11.00
Gemeindehaus St. Johannes, Einener Str. 3, 48291 Telgte

Am 10.11.1938 wur­de die 1875 errich­te­ten Synagoge in der Königstrasse im Rahmen der Novemberpogrome ver­wüs­tet, gebrand­schatzt und zer­stört. Genau 80 Jahre spä­ter lud der Verein Erinnerung und Mahnung Telgte am letz­ten Samstag zu einer Vortragsveranstaltung ins Pfarrzentrum St. Johannes ein, der mehr als acht­zig Teilnehmer folgten.

Alte Synagoge Telgte

Alte Synagoge Telgte

Alte Synagoge Telgte, Innenraum

Alte Synagoge Telgte, Innenraum

In einem fas­zi­nie­ren­den Vortrag  berich­te­te Dr. phil. Fred Kaspar über ein älte­res ehe­mals als Synagoge genutz­tes Gebäude in Telgte. Es gilt als ältes­te erhal­ten geblie­be­ne Synagoge Westfalens. Dieses in einem Innenhof gele­ge­ne Fachwerkgebäude ent­stand spä­tes­tens um 1500. Damit ist es zudem auch eines der ältes­ten Gebäude Telgtes. Es wur­de 1992 in die Denkmalliste der Stadt eingetragen.

Im 18. Jahrhundert leb­ten in Telgte meh­re­re wohl­ha­ben­de jüdi­sche Familien, drei von ihnen in den direkt angren­zen­den Häusern zwi­schen Ems- und Steinstraße. Sie gestal­te­ten den im Innenhof zwi­schen ihren Häusern gele­ge­nen ehe­ma­li­gen Speicher zu einer ansehn­li­chen Synagoge um: Hohe Bleiglasfenster auf bei­den Seiten spen­de­ten Licht. Reste von Holzschnitzereien und Inneneinbauten sind erhal­ten. Das Gebäude zeugt bis heu­te davon, dass Telgte neben Warendorf über Jahrhunderte ein Zentrum jüdi­schen Lebens im Münsterland dar­stell­te. In der Stadt Münster durf­ten sich Juden dage­gen erst ab 1803 dau­er­haft niederlassen.

Vortrag von Dr. Kaspar, 10.11.2018

In der nach­fol­gen­den Diskussion wur­de mehr­fach der drin­gen­de Wunsch geäu­ßert, dass die­ses ein­zig­ar­ti­ge Kulturdenkmal auf Zukunft gesi­chert blei­ben muss, zudem wie­der her­ge­rich­tet und der Öffentlichkeit als Gedenkort zugäng­lich gemacht wird. Bürgermeister Wolfgang Pieper ver­wies auf den Stolz vie­ler Eigentümer auf einen kul­tur­ge­schicht­lich bedeut­sa­men denk­mal­ge­schütz­ten Besitz. Denkmalschutz die­ne dazu, Eigentümer beim Erhalt ihrer his­to­ri­schen Bauten zu unter­stüt­zen. Er stell­te eine Einbindung der ehe­ma­li­gen Synagoge in ein städ­te­bau­li­ches Gesamtkonzept in Aussicht. Derzeit wür­den zu dem Thema sehr kon­struk­ti­ve Gespräche geführt.

Weiterführende Informationen:
Frühe Geschichte der Juden in Telgte