Aktuelles

Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus

Montag, 27. Januar 2025, 17:00 Uhr
Pfarrheim St. Johannes, Einener Str. 3, 48291 Telgte

Zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs und zur Erinnerung an die Telgter Opfer des Nationalsozialismus laden das St. Rochus-Hospital Telgte, der Verein Erinnerung und Mahnung Telgte e.V., die Katholische Kirchengemeinde St. Marien Telgte sowie die Stadt Telgte herz­lich zur Gedenkveranstaltung am Montag, den 27. Januar 2025, um 17:00 Uhr ins Pfarrheim St. Johannes in Telgte ein.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht ein Vortrag von PD Dr. Christoph Lorke, Wissenschaftlicher Referent und Projektleiter im Referat „Geschichte des Arbeitens“ am LWL-Institut für west­fä­li­sche Regionalgeschichte. Unter dem Titel „80 Jahre Opfergedenken – Geschichte und Gegenwart“ wird Herr PD Dr. Christoph Lorke die his­to­ri­sche Bedeutung des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus beleuch­ten und einen Blick auf die aktu­el­le Relevanz die­ses Themas werfen.

Neben dem Vortrag erwar­tet die Teilnehmenden ein inter­ak­ti­ver Teil, in dem sie sich mit der Thematik und ihrem heu­ti­gen Bezug aus­ein­an­der­set­zen kön­nen. Dies bie­tet eine wert­vol­le Gelegenheit zur Reflexion und Diskussion – gera­de in einer Zeit, in der das Bewusstsein für die Bedeutung von Erinnerungskultur immer wie­der neu geschärft wer­den muss. Darüber hin­aus wird die Chorgemeinschaft St. Johannes unter der Leitung von Herrn Stephan Hinssen mit ihrem musi­ka­li­schen Beitrag eine beson­de­re Atmosphäre schaffen.

Die Gedenkveranstaltung ist eine Einladung an alle Telgter Bürgerinnen und Bürger, sich gemein­sam an die Opfer des Nationalsozialismus zu erin­nern und den Auftrag zur Bewahrung der Erinnerung für die Zukunft zu erfüllen.

Die Veranstaltung ist kos­ten­frei und offen für alle Interessierten.


(Foto C. Bartnick)

80 Jahre nach Kriegsende:
Telgte gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus

Telgte, 29. Januar 2025
Aus Anlass des 80. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs erin­ner­ten das St. RochusHospital Telgte, der Verein Erinnerung und Mahnung Telgte e.V., die Katholische Kirchengemeinde St. Marien Telgte sowie die Stadt Telgte an die Opfer des Nationalsozialismus. Rund ein­hun­dert Interessierte ver­sam­mel­ten sich am Montag im Pfarrheim St. Johannes und nutz­ten die Gelegenheit, sich aktiv mit der Bedeutung einer leben­di­gen Erinnerungskultur aus­ein­an­der­zu­set­zen.

Grußworte zu Beginn
In sei­nem Grußwort hob Bürgermeister Wolfgang Pieper her­vor, wie wich­tig das öffent­li­che Gedenken in einer Zeit sei, in der „die Grenzen des Sagbaren zuneh­mend ver­rut­schen“ und for­der­te zu Wachsamkeit gegen­über gesell­schaft­li­chen Entwicklungen auf. Er beton­te, dass die Auseinandersetzung mit den Gräueltaten des Nationalsozialismus mehr denn je not­wen­dig sei, um demo­kra­ti­sche Grundwerte und ein fried­li­ches Miteinander zu schüt­zen.
Peter van Elst, Seelsorger des St. Rochus-Hospitals, beton­te: „Als katho­li­sche Einrichtung wer­den wir uns stets ent­schlos­sen gegen alle Formen der Ausgrenzung und Diskriminierung wen­den. Wir müs­sen als Gesellschaft zusam­men­ste­hen.“
Dr. Barbara Elkeles, Vorsitzende des Vereins Erinnerung und Mahnung e.V., unter­strich eben­falls die andau­ern­de Verpflichtung zur Gedenkarbeit und ergänz­te: „Für die Zukunft brau­chen wir Erinnerungsarbeit, um Ausgrenzung und Unmenschlichkeit und Machtmissbrauch ent­schie­den ent­ge­gen­zu­tre­ten.“

Vortrag von PD Dr. Christoph Lorke
Einen Höhepunkt der Veranstaltung bil­de­te der Vortrag von PD Dr. Christoph Lorke, Wissenschaftlicher Referent und Projektleiter im Referat „Geschichte des Arbeitens“ am LWL-Institut für west­fä­li­sche Regionalgeschichte. Er zeich­ne­te einen his­to­ri­schen Bogen durch 80 Jahre Erinnerungskultur und mach­te deut­lich, war­um die­ser Prozess zu kei­nem Zeitpunkt als abge­schlos­sen gel­ten darf.
Nach Kriegsende, erläu­ter­te Lorke, habe zunächst das Prinzip des „Weitermachens“ und „Vorwärtsschauens“ domi­niert, ver­bun­den mit dem Wunsch nach neu­er Stabilität. In vie­len Ländern stan­den vor allem eige­ne Kriegsopfer und deren Angehörige im Fokus öffent­li­cher Anteilnahme. Eine umfas­sen­de Auseinandersetzung mit den natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Verbrechen begann erst all­mäh­lich in den 1960er-Jahren. Die ers­ten juris­ti­schen Prozesse gegen Kriegsverbrecher, lite­ra­ri­sche Aufarbeitungen und die Einrichtung von Gedenkstätten signa­li­sier­ten einen Wandel im gesell­schaft­li­chen Bewusstsein. Verschiedene Opfergruppen, etwa Menschen mit Behinderungen, Homosexuelle und Zwangsarbeiter, wur­den aller­dings erst in den ver­gan­ge­nen zehn bis fünf­zehn Jahren ver­stärkt in die Erinnerungsarbeit ein­ge­bun­den.
Einen wich­ti­gen Schritt auf inter­na­tio­na­ler Ebene stell­te laut Lorke die im Jahr 2000 in Stockholm initi­ier­te Holocaustkonferenz dar. Viele Regierungen Europas erklär­ten damals, der Völkermord an den Juden sol­le ein gemein­sa­mer Bezugspunkt in der euro­päi­schen Erinnerungskultur sein. Seither ist der 27. Januar – der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz – in zahl­rei­chen Ländern als offi­zi­el­ler Gedenktag ver­an­kert. In der Bundesrepublik besteht die­se Tradition bereits seit 1996.
Lorke wies zudem auf die umkämpf­te Erinnerungskultur in der DDR hin, in der die Schuld an den NS-Verbrechen oft ein­sei­tig dem „Westen“ zuge­schrie­ben wur­de. Nach der Wiedervereinigung habe es zudem kri­ti­sche Stimmen gegen ein zen­tra­les Holocaust-Denkmal gege­ben, was auf eine anhal­ten­de Schwierigkeit in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus hin­wies. Heute stel­le sich die Frage, ob und wie Kolonialismus oder Migrationsgeschichte in das kol­lek­ti­ve Gedächtnis ein­be­zo­gen wer­den soll­ten. Eine diver­se­re, plu­ra­le­re Gesellschaft brin­ge neue Gruppen her­vor, die ihr Recht auf Erinnerung ein­for­dern.
„Man muss sen­si­bel mit jeder Art von Ausgrenzung und Diskriminierung umge­hen“, beton­te Lorke und ergänz­te: „Es geht nicht um Schuld, es geht um Vergewisserung, Reflexion, Vergegenwärtigung. Es gilt, sub­ti­le Formen von Hass und Gewalt ernst zu neh­men, bevor es zu spät ist, Verantwortung zu über­neh­men und nicht weg­zu­se­hen. Ausgrenzung von Minderheiten und Schwächeren erlebt in die­sen Zeiten eine bei­na­he unheim­li­che Wiederkehr. Es muss uns dazu anhal­ten, wach­sam zu blei­ben und gegen­sei­tig Toleranz zu zei­gen.“

Gemeinsames Gedenken und Ausblick
Musikalische Akzente setz­te die Chorgemeinschaft St. Johannes unter der Leitung von Stephan Hinssen, die unter ande­rem hebräi­sche Lieder sang und das Publikum zum Mitsingen ein­lud. In einem inter­ak­ti­ven Teil notier­ten die Teilnehmenden ihre Wünsche für ein respekt­vol­les und fried­li­ches Miteinander auf aus­ge­häng­ten Plakaten.
Am Ende des Abends stand die Erkenntnis, dass Mahnung und Gedenken dau­er­haft bestehen müs­sen, um die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wach­zu­hal­ten und das Bewusstsein für grund­le­gen­de Werte zu stär­ken. Dr. Christoph Lorkes ein­dring­li­cher Schlussappell fand brei­te Zustimmung: „Erinnerung ist eine Daueraufgabe, gera­de jetzt, und eine Verpflichtung gegen das Vergessen der Demokratie.“


Erinnerung und Mahnung – Verein zur Förderung des Andenkens an die Juden in Telgte e.V.
Der Verein Erinnerung und Mahnung wur­de am 30. November 1998 gegrün­det. Er hat sich zum Ziel gesetzt, die Geschichte der Telgter Juden zu erfor­schen und zu doku­men­tie­ren. Orte des Gedenkens sol­len die ermor­de­ten Juden und wei­te­re Opfer des Nationalsozialismus in das Gedächtnis der städ­ti­schen Gemeinschaft zurück­ho­len.
Kontakt:
Dr. Barbara Elkeles
Vorsitzende des Vereins Erinnerung und Mahnung Telgte e.V.
b.elkeles@erinnerung-und-mahnung.de

Das St. Rochus-Hospital in Telgte ist eine Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik mit einer über 175-jäh­ri­gen Geschichte. Die Klinik in Trägerschaft der St. Franziskus-Stiftung Münster ver­fügt über 291 Betten und umfasst die Bereiche Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Psychotherapie, Gerontopsychiatrie und Abhängigkeitserkrankungen. Angeschlossen sind zwei Tageskliniken, eine psych­ia­tri­sche Institutsambulanz sowie der Wohnbereich St. Benedikt mit 85 Plätzen. Tochtergesellschaften sind u.a. die St. Clemens GmbH mit Angeboten der sta­tio­nä­ren Altenhilfe, die St. Christophorus Ambulante Pflege GmbH sowie die St. Nikolaus GmbH, eine Inklusionsfirma mit einer Bäckerei und zwei Cafés.
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