Vortrag von Dr. phil. Fred Kaspar
Sa. 10.11. | 11.00
Gemeindehaus St. Johannes, Einener Str. 3, 48291 Telgte
Am 10.11.1938 wurde die 1875 errichteten Synagoge in der Königstrasse im Rahmen der Novemberpogrome verwüstet, gebrandschatzt und zerstört. Genau 80 Jahre später lud der Verein Erinnerung und Mahnung Telgte am letzten Samstag zu einer Vortragsveranstaltung ins Pfarrzentrum St. Johannes ein, der mehr als achtzig Teilnehmer folgten.
In einem faszinierenden Vortrag berichtete Dr. phil. Fred Kaspar über ein älteres ehemals als Synagoge genutztes Gebäude in Telgte. Es gilt als älteste erhalten gebliebene Synagoge Westfalens. Dieses in einem Innenhof gelegene Fachwerkgebäude entstand spätestens um 1500. Damit ist es zudem auch eines der ältesten Gebäude Telgtes. Es wurde 1992 in die Denkmalliste der Stadt eingetragen.
Im 18. Jahrhundert lebten in Telgte mehrere wohlhabende jüdische Familien, drei von ihnen in den direkt angrenzenden Häusern zwischen Ems- und Steinstraße. Sie gestalteten den im Innenhof zwischen ihren Häusern gelegenen ehemaligen Speicher zu einer ansehnlichen Synagoge um: Hohe Bleiglasfenster auf beiden Seiten spendeten Licht. Reste von Holzschnitzereien und Inneneinbauten sind erhalten. Das Gebäude zeugt bis heute davon, dass Telgte neben Warendorf über Jahrhunderte ein Zentrum jüdischen Lebens im Münsterland darstellte. In der Stadt Münster durften sich Juden dagegen erst ab 1803 dauerhaft niederlassen.
In der nachfolgenden Diskussion wurde mehrfach der dringende Wunsch geäußert, dass dieses einzigartige Kulturdenkmal auf Zukunft gesichert bleiben muss, zudem wieder hergerichtet und der Öffentlichkeit als Gedenkort zugänglich gemacht wird. Bürgermeister Wolfgang Pieper verwies auf den Stolz vieler Eigentümer auf einen kulturgeschichtlich bedeutsamen denkmalgeschützten Besitz. Denkmalschutz diene dazu, Eigentümer beim Erhalt ihrer historischen Bauten zu unterstützen. Er stellte eine Einbindung der ehemaligen Synagoge in ein städtebauliches Gesamtkonzept in Aussicht. Derzeit würden zu dem Thema sehr konstruktive Gespräche geführt.
Weiterführende Informationen:
Frühe Geschichte der Juden in Telgte