Alfred Auerbach war einer der wenigen Telgter Juden, die die NS-Zeit überlebten. Anlässlich seines 100. Geburtstages hat das Stadtarchiv Telgte eine digitale Ausstellung erstellt, in der Stationen seines Lebensweges dargestellt werden:
Das Leben seiner Familie in Telgte, die Verfolgung in der NS-Zeit, die Emigration nach Palästina, sein Leben in Israel und schließlich seine Besuche in Telgte, wo er als Zeitzeuge berichtete.
05.03.–28.03.2023 | Foyer Rathaus Telgte, Baßfeld 4–6, 48291 Telgte Mo–Mi 8:00–12:00 + 14:00–16:00Uhr, Fr 8:00–12:00 Uhr Vernissage: Sonntag 05.03. 11:30–12:30 Uhr, die Ausstellung ist bis 14:30 Uhr geöffnet
Die Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) zeigt in Kooperation mit dem Verein Erinnerung und Mahnung – Verein zur Förderung des Andenkens an die Juden in Telgte e.V. und der Stadt Telgte die Ergebnisse eines bürgerwissenschaftlichen Projektes.
Im Rahmen der Expedition Münsterland ist aus dem Projekt „Spurensuche_n: Jüdisches Leben im Münsterland“ eine Wanderausstellung auf historischen Türblättern entstanden. Gemischte Teams aus Wissenschaftlerinnen, Bürgerinnen und Studierenden haben zu selbst gewählten Orten der Region gemeinsam Inhalte aufgearbeitet und dargestellt. Gleichzeitig entstand in zweijähriger Zusammenarbeit des FilmLAB der WWU und der Jüdischen Gemeinde Münster ein Dokumentarfilm „Jüdisch leben heute. Aus dem Gemeindeleben in Münster“, der in sieben Episoden aus dem Alltag der Gemeinde erzählt. Die Gegenüberstellung der Spuren ehemaligen jüdischen Landlebens und der gegenwärtigen, lebendigen, aber auch weitgehend nicht bekannten Lebenswelt der jüdischen Gemeinde in Münster macht den Reiz der Ausstellung aus. Nachdem die Wanderausstellung in verschiedenen Orten des Münsterlandes unterwegs war, macht sie nun einen letzten Halt in Telgte im Kreis Warendorf.
Einladung zu der diesjährigen zentralen Gedenkveranstaltung aus Anlass des nationalen und internationalen Opfergedenktages.
Termin: Mittwoch, 1. 2. 2023 um 17:00 Uhr Ort: Pfarrkirche St. Clemens
Die Feier wird gemeinsam vom Verein „Erinnerung und Mahnung Telgte“, dem St. Rochus-Hospital Telgte und der Pfarrgemeinde St. Marien Telgte in Zusammenarbeit mit der Stadt Telgte veranstaltet. Gedacht werden soll aller Menschen, die in Telgte während der NS-Zeit Opfer von Diskriminierung und Verfolgung wurden – als Juden, Sinti, geistig Behinderte, psychisch Kranke, religiös oder politisch Verfolgte. Die Veranstaltung wird ca. 45 Minuten dauern. Wir weisen darauf hin, dass die Kirche nur moderat geheizt sein wird.
Der Verein weist auf eine Vortragsveranstaltung am nationalen und internationalen Opfergedenktag (Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945) hin. Veranstaltet wird er vom Museum RELíGIO Telgte
Termin: Freitag, 27. Januar 2023, 18 Uhr Ort: Vortragsraum des Museums RELíGIO Telgte
PD Dr. Barbara Elkeles Jüdische Biographien aus Telgte Im 19. und 20. Jahrhundert
Im Rahmen ihrer Forschungen über jüdische Familien in Telgte stand Frau Dr. Elkeles seit einiger Zeit in Kontakt mit Nachfahren der Familie Lefmann, die von ca. 1785 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in Telgte ansässig war. Der berühmteste Spross dieser Familie war Salomon Lefmann (geboren am 25. Dezember 1831 in Telgte), der es zu einer erstaunlichen wissenschaftlichen Karriere als Indologe brachte. Von 1870 bis zu seinem Tod im Jahr 1912 war er Professor für Sanskrit an der Universität Heidelberg. Dies ist umso bemerkenswerter, als seine Herkunftsfamilie sehr arm war. Nach Salomon Lefmann ist seit 2012 in Telgte eine Straße benannt.
Am 09. Dezember 2023 besuchte Caitlin Hollander, eine Nachfahrin von Salomon Lefmanns Schwester Bertha, auf Einladung des Vereins Erinnerung und Mahnung gemeinsam mit ihrem Ehemann, Michael Waas, die Heimatstadt ihrer Vorfahren. Beide sind professionelle Genealogen und haben u.a. Anthropologie und Jüdische Geschichte studiert. Sie leben in New York. Im Dezember befanden sie sich auf einer Europareise.
Zunächst fuhren sie mit Barbara Elkeles nach Warendorf, wo die mit der Telgter Familie verwandte Familie Levi Lefmann lebte. Diese Familie war im Gegensatz zu der Familie Lefmann in Telgte sehr wohlhabend. Sie besaß ein stattliches Haus direkt am Marktplatz.
In Telgte zeigten sich die Besucher von den erhaltenen Spuren jüdischen Lebens sehr beeindruckt: dem jüdischen Friedhof, der alten Synagoge, der Gedenk-Stele am Platz der neuen Synagoge in der Königstraße. Auch das ehemalige Wohnhaus der Familie in der Straße Lappenbrink konnte von außen besichtigt werden. Und natürlich durfte ein Besuch der Lefmann-Straße in Telgte nicht fehlen. Insgesamt gewannen die Besucher einen lebendigen Eindruck vom Leben ihrer Vorfahren und fanden die Erinnerungsarbeit des Vereins Erinnerung und Mahnung Telgte sehr bewegend. Barbara Elkeles
Mittwoch 09.11.2022, 19:00 Uhr Referentin: Lotta Aldenborg Vortragsraum des Museum Religio, Herrenstraße 1–2, 48291 Telgte
Der Verein „Erinnerung und Mahnung Telgte“ lädt anläßlich des 84. Gedenktages der reichsweiten Novemberpogrome zu einer Veranstaltung ein.
Ein Jahr lang leistete die Referentin nach dem Abitur Freiwilligendienst bei der „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste.“ Dabei wurde sie u.a. von unserem Verein unterstützt. Einsatzort war das Jüdische Museum in London. Sie hat dort u.a. orksWhops für Schulklassen verschiedenen Alters abgehalten, bei denen Überlebende der Kindertransporte über ihre Erlebnisse berichteten. Andere Workshops befassten sich anhand der Geschichte von Holocaust-Überlebenden mit dem Umgang mit Verlust und Trauer. Weitere Projekte dienten dazu, die Vielfalt des Judentums abzubilden. Dazu gehörte z.B. der Besuch jüdischer Wohnviertel, die Arbeit mit orthodoxen Schulklassen und die Erforschung der Bedeutung von Museumsobjekten gemeinsam mit den Bewohnern jüdischer Altenheime. Die Betreuung von Kinder- und Familientagen mit Bastelaktionen erweiterten das Spektrum ebenso wie das gemeinsame Backen des traditionellen, der „Challah“, des jüdischen Zopfbrotes.
Der Verein „Erinnerung und Mahnung Telgte“ lädt erneut zu einer Führung zu Stätten jüdischen Lebens in Telgte ein. Die Führung übernimmt Frau Gertrud Stümper.
Die Führung zeigt die erhaltenen Spuren der jüdischen Gemeinschaft und Religionsausübung wie Friedhof und Synagoge. Sie führt zu ehemaligen Wohn- und Geschäftshäusern und lässt damit das jahrhundertelange Zusammenleben von Christen und Juden in der Stadt unter wechselnden politischen und sozialen Bedingungen lebendig werden. Die Schicksale jüdischer Familien werden dargestellt. Aufgezeigt werden auch die erhaltenen Spuren der nationalsozialistischen Gewalt sowie Aktionen des Gedenkens und der Kontaktpflege zu überlebenden jüdischen Mitbürgern.
Eine gemeinschaftliche Veranstaltung des Vereins »Erinnerung und Mahnung Telgte«, des St. Rochus-Hospitals und der Pfarrgemeinde St. Marien.
Der Verein „Erinnerung und Mahnung Telgte“, das St. Rochus-Hospital und die Pfarrgemeinde St. Marien laden anlässlich des nationalen und internationalen Gedenktages dazu ein, der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken. Termin: Do, 27.01.2022, 17.00 Ort: Pfarrkirche St. Clemens, Telgte Unser Gedenken gilt denjenigen Menschen, die während der NS-Zeit verfolgt wurden. Besonders wollen wir gemeinsam an diejenigen erinnern, die in Telgte Opfer der Verfolgung wurden, weil sie Juden oder Sinti waren oder weil sie aufgrund einer geistigen Behinderung oder psychischen Erkrankung als lebensunwert galten. Einige stammten aus Familien, die z.T. schon seit Generationen in Telgte ansässig waren oder waren Patienten, die im hiesigen St. Rochus-Hospital Heilung und Pflege gesucht hatten.
Priv.-Doz. Dr. med. Barbara Elkeles Verein „Erinnerung und Mahnung Telgte“
Peter van Elst St. Rochus-Hospital
David Krebes St. Marien
Hinweis: Während der gesamten Veranstaltung müssen Masken (medizinischer MundNasenschutz oder FFP2-Masken) getragen werden.
„Bis zum 20.02.2022 wird in den Ausstellungsräumen des Modehauses Ebbers in Warendorf eine Ausstellung mit Werken des Künstlers, Wirtschaftswissenschaftlers und späteren Landtagsabgeordneten Friedrich Wilhelm Mundinger gezeigt, der während der NS-Zeit seit 1936 in der Bauernschaft Schwienhorst in Telgte lebte. Die Familie wurde verfolgt, da die Ehefrau Jüdin war.
Trotz der widrigen Zeitumstände zeigen die ausgestellten Aquarelle fast alle typische Landschaftsbilder aus dem Münsterland, die Stimmung der Bilder ist freundlich bis heiter und warm.
Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Kaufhauses zugänglich.
Der Verein „Erinnerung und Mahnung Telgte“ lädt anlässlich des 83. Gedenktages der reichsweiten Novemberpogrome zu einer Vortragsveranstaltung ein.
Referentin: Barbara Elkeles Termin: Mi, 10.11.2021, 19:00 Uhr Ort: Pfarrheim St. Clemens, Kardinal-von-Galen-Platz 13, Telgte
Bevor im Jahr 1875 die Zivilehe im Deutschen Reich eingeführt wurde, waren Ehen zwischen Christen und Juden – vor allem im ländlichen westfälischen Raum – seltene Ereignisse, denen fast immer die Konversion des jüdischen Partners vorausging. Ehen, in denen beide Partner ihre Religionszugehörigkeit behielten, blieben absolute Einzelfälle. Überraschenderweise konnte in zwei alteingesessenen jüdischen Familien aus Telgte für beide Möglichkeiten ein Beispiel gefunden werden: Eine Heirat im Jahr 1852, der die Konversion der jüdischen Frau zum Katholizismus vorausging sowie eine im Jahr 1870 im Ausland geschlossene Ehe, in der beide Partner ihre Religionszugehörigkeit behielten. Diese Familie lebte später in Lippstadt. In dem Vortrag werden die Schicksale beider Familien über mehrere Generationen verfolgt und die Reaktionen ihrer jüdischen wie christlichen Umwelt aufgezeigt. Ergänzend wird punktuell das Schicksal einiger weiterer jüdisch-christlicher Familien, die aus Telgte stammten oder in Telgte lebten, während der NS-Zeit dargestellt.
Priv.-Doz. Dr. med. Barbara Elkeles Vorsitzende „Erinnerung und Mahnung Telgte“
Pressebericht zu dieser Veranstaltung:
Der Verein „Erinnerung und Mahnung Telgte“ lud am 10.11.2021 zu einer Veranstaltung anläßlich des 83. Gedenktages der reichsweiten Novemberpogrome ins Pfarrheim St. Clemens ein. Die Vorsitzende, Dr. Barbara Elkeles, berichtete vor einem sehr interessierten Publikum über ihre aktuellen Forschungen zu jüdisch-christlichen Mischehen zwischen 1850 und 1950. Anhand der Geschichte zweier Telgter Familien zeigte sie, dass es in seltenen Fällen Eheschließungen über die Grenzen von Religionszugehörigkeit und soziale Gruppe hinaus gab. Dies konnte zum Bruch mit dem jüdischen Elternhaus führen, allerdings existiert auch ein Beispiel für ein gelungeneres Zusammenleben.
Außerdem ging sie auf das Schicksal christlich-jüdischer Familien in der NS-Zeit ein. Im Rahmen der Novemberpogrome wurden auch jüdische Mitbürger, die in Mischehen lebten, verhaftet. Das galt auch für Julius Auerbach aus Telgte, der nach seiner Freilassung nach Belgien und Frankreich floh. Dort wurde er erneut inhaftiert, ins Lager Drancy verschleppt und von dort aus nach Auschwitz deportiert, wo er umkam.
Auch die nichtjüdischen Ehepartner in Mischehen und die aus den Ehen hervorgegangenen Kinder wurden als „Jüdisch Versippte“ bzw. sogenannte „Mischlinge“ verfolgt. Vor allem am Beispiel der 1936 nach Telgte zugezogenen Familie Mundinger, in der die Ehefrau jüdischer Herkunft war, lässt sich zeigen, dass die Kinder erhebliche Einschränkungen bzgl. ihrer Bildungsmöglichkeiten erfuhren. Die Familie war immer wieder von Denunziationen und Strafverfolgung bedroht und musste seit Ende 1944 Zwangsarbeit verrichten musste. Erst kurz vor Kriegsende konnten die Familienmitglieder bei Bauernfamilien in Delbrück untertauchen.