Auseinandersetzung mit der NS-Zeit, Kontakt mit Überlebenden

Kontakt mit Fritzi Mildenberg

Fritzi Mildenberg mit Peter Jannssens

Dank jah­re­lan­ger Nachforschungen konn­te in Erfahrung gebracht wer­den, dass Hans Mildenberg schon 1964 gestor­ben war, aber sei­ne Frau, Fritzi Mildenberg, noch leb­te, und zwar in Bat Yam, nicht weit von Tel Aviv entfernt.

Nach ers­ten Briefwechseln orga­ni­sier­te Ludwig Rüter den Besuch Fritzi Mildenbergs. Durch eine Spendenaktion kam das Geld für den Flug nach Deutschland und einen acht­tä­gi­gen Aufenthalt in Telgte zusam­men, da die Witwe allein die Reisekosten nicht auf­brin­gen konnte.
So wur­de es mög­lich, dass sie zusam­men mit ihrem Sohn Meir und des­sen Frau zum ers­ten Mal im August 1998 der Heimat ihres ver­stor­be­nen Mannes einen Besuch abstattete.

Auch sie, eine gebür­ti­ge Wienerin, war 1938 nach dem Novemberpogrom mit ihren Eltern nach Italien geflo­hen. Mit 15 Jahren gelang­te sie nach Palästina. Ihr älte­rer Bruder war schon dort. Nach har­ten Anfangsjahren bekam sie eine Anstellung als Sekretärin beim bri­ti­schen Militär. Ihre Eltern konn­ten spä­ter von Italien nach Israel kommen.

Fritzi Mildenberg

Fritzi Mildenberg mit Frau Westhoff und Familie auf dem Marktplatz Telgte (Foto: L.Rüter)

Sie nutz­te die Zeit ihres Aufenthaltes in Telgte, um auf Spurensuche zu gehen. So sah sie neben den Plätzen vor Ort auch in Lengerich das Grab von Hans Mildenbergs Großvater David und das Grundstück, auf dem ein­mal das Haus der Familie Mildenberg gestan­den hat­te. In Lathen besuch­te sie den Gedenkplatz mit der Stele, auf der unter ande­ren auch der Name ihrer Schwiegermutter Henriette ein­gra­viert ist. »Ich woll­te sehen, wo er auf­ge­wach­sen ist, wo er zur Schule ging«, sag­te sie bei einem Empfang im Rathaus.

Gedenkstele Lathen

Gedenkstele in Lathen mit dem Namen von Henriette Mildenberg (Foto: L.Rüter)

Fritzi Mildenberg zu Besuch in Telgte

1998 Empfang im Rathaus
(v. l.) Ludwig Rüter, Margaretha Rüter, Bürgermeister Klaus Beck, Fritzi Mildenberg, Sohn Meir, Schwiegertochter, Ulrich Roeingh (Stadtarchiv Telgte)

Zur Verlegung der Stolpersteine vor dem Grundstück, auf dem einst die Synagoge gestan­den hat­te, waren bei­de Söhne, Rafi und Meir, im Mai 2004 aus Israel ange­reist. Haupt- und Realschule hat­ten sie ein­ge­la­den. Mutter Fritzi konn­te aus Altersgründen nicht mehr reisen.

Nachwort
Fritzi Mildenberg ist im Jahre 2011 ver­stor­ben. Ihr Sohn Rafi hat die­se Nachricht Ludwig Rüter am Telefon mit­ge­teilt. So hat sie noch in ihrem Alter mensch­li­che Anteilnahme und Gastfreundschaft in dem Land erfah­ren, das unzäh­li­gen jüdi­schen Familien so viel Leid gebracht hat.