Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die jüdische Gemeinde auf 31 Personen geschrumpft. Im Jahre 1933 lebten in Telgte noch vier jüdische Familien mit 17 Personen. Die drei Familien Auerbach waren Metzger und Viehhändler. Die »Gebrüder Auerbach«, Max, Hermann und Moritz, betrieben ein weit verzweigtes Viehhandelsgeschäft mit einer Agentur am Essener Großmarkt.
Der Boykott jüdischer Geschäfte führte schon 1933 dazu, dass diese Agentur an einen »arischen« Konkurrenten vergeben wurde. Der planmäßig geschürte Hass und eine Flut von diskriminierenden Maßnahmen und Erlassen engten das Leben immer stärker ein. Die christlichen Angestellten wurden von fanatischen SA-Männern als »Judenknechte« angepöbelt und bedroht. Die Geschäfte gingen zurück.
Reichspogromnacht
Die Synagoge in Telgte brannte erst in der Nacht vom 10. auf den 11. November ab, als alle weiteren Aktionen schon verboten waren. Der Grund für diese auffallende Abweichung von den Ereignissen in allen anderen Orten des Münsterlandes war das NEIN eines mutigen Mannes.
Die SA befürchtete bei der engen Bebauung rund um die Synagoge einen Großbrand. Daher gab die SA an den Leiter des RAD (Reichsarbeitsdienst) in Telgte, Oberstfeldmeister Robert Weber, den Befehl durch: »Sie haben mit ihrer Abteilung, ausgerüstet mit Hacke und Spaten anzutreten und die Telgter Synagaoge kalt abzubrechen.« Dieser weigerte sich, den Befehl auszuführen: »Ich zerstöre keine Kirchen.« Sein Vorgesetzter hat diese Entscheidung anerkannt und voll gedeckt. Robert Weber hat Tagebuch geführt. Der Eintrag vom 10. November 1938 (es muss der 11. gewesen sein!) lautete: »Synagoge zerstört. Am Nachmittag war ich kurz da. Halb Telgte am Tatort. Größte Kulturschande.«
Nach dem Krieg kehrte er nach Telgte zurück. Im Prozeß gegen die Brandstifter 1947 war Robert Weber ein wichtiger Zeuge. Der Vorsitzende Richter sagte in öffentlicher Verhandlung: »Hätten einige Hunderttausend in der NS-Zeit so gehandelt, wäre Deutschland viel erspart geblieben.«