Die Familie Auerbach war in Telgte seit 1760 ansässig, als Jacob Abraham die Erlaubnis erhielt, sich in Telgte niederzulassen. Sein Enkel nahm Anfang des 19. Jahrhunderts den Familiennamen Auerbach an.
Die Familie lebte schon in der fünften Generation in Telgte, als die »Gebrüder Auerbach« – Moritz, Max und Hermann – gemeinsam einen florierenden Viehgroßhandel aufbauten. Sie waren geschäftlich erfolgreich und galten als geachtete Bürger der Stadt. Wie ihr Vater setzten sie sich für die Belange der jüdischen Gemeinschaft ein.
Die »Gebrüder Auerbach«, Moritz, Max und Hermann, führten gemeinsam das florierende Viehandelsgeschäft. An der Königstraße besaßen sie große Ställe für das aufgekaufte Vieh und am Münstertor gehörte ihnen eine ca. 2 ha große Weide. Auf dem Großmarkt in Essen unterhielt die Firma ein Verkaufskontor. Die Familien gehörten nach Wohlstand und Ansehen zur Telgter Oberschicht, so dass sie sich ein großes Auto mit eigenem Fahrer, ferner Dienstpersonal, so zum Beispiel eine Erzieherin für die Kinder, und regelmäßige Urlaubsreisen leisten konnten.
Moritz blieb Junggeselle und Max heiratete Laura Fernholz, eine evangelische Christin. Sie hatten vier Töchter und einen Sohn, die als sogenannte »Halbjuden« die NS-Zeit überlebten. Hermann heiratete 1913 Johanna Pinz aus Dülmen. Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor, von denen die Tochter Helene achtzehnjährig und der Sohn Helmut im Alter von zwei Monaten starben. In kurzen Abständen verlor Hermann Auerbach seine Brüder Jakob (1933 ), Max (1935) und Moritz (1936). Die Geschäfte gingen immer mehr zurück. Schon 1933 wurde das Kontor in Essen »arisiert« und der Handel immer stärker eingeschränkt. Trotzdem beschäftigte er seine drei Angestellten bis zur endgültigen Schließung im Jahre 1938 weiter.
Das große Haus der Familie an der Bahnhofstraße war nach dem Synagogenbrand das »Judenhaus« in TeIgte, weil dort die Familie Mildenberg und die Familie seines Vetters Jakob Zuflucht gefunden hatten.
Ilse und Margot hatten ein Visum für die USA bekommen und konnten am 26. August 1938 auswandern. Auch die Eltern stellten am 9. Dezember 1938 einen Antrag auf ein Visum für die USA. Doch diese Hoffnung zerrann, und nach dem Zwangsverkauf ihres großen Besitzes mussten sie am 23. Mai 1940 Telgte verlassen, das seit Generationen Heimat ihrer Familie war.
Sie fanden in Hildesheim vorübergehend eine neue Bleibe. Am 31. März 1942 wurden sie mit 1000 Juden aus Niedersachsen in das Warschauer Getto deportiert. Unter dem Datum vom 8. Juni 1942 erhielten ihre Töchter in den USA eine letzte Rote-Kreuz-Karte mit Grüßen aus Warschau. Dann verliert sich ihre Spur.
Sie sind entweder an den Entbehrungen im Getto gestorben oder nach Treblinka in das Vernichtungslager gebracht worden.