Zum Gedenken an die Novemberpogrome Jahren legte der Verein Erinnerung und Mahnung Telgte am 09. November ein Blumengesteck am Mahnmal in der Königstrasse nieder. An dieser Stelle stand bis zum 10. November 1938 die Synagoge der jüdischen Gemeinde Telgte. Sie war erst 1875 errichtet worden.
Die antijüdischen Ausschreitungen, die von den Nationalsozialisten zynisch als „Reichskristallnacht“ bezeichnet wurden, erfolgten in Telgte einen Tag später als in den meisten Orten des Deutschen Reichs. Der Führer des örtlichen Reichsarbeitsdienstes hatte es zuvor abgelehnt, die Synagoge im Auftrag der SA einzureißen. Stattdessen vollzogen in der Nacht vom 10. zum 11. November SA-Einheiten aus Münster das Zerstörungswerk. Sie wurden dabei von zahlreichen Bewohnern unserer Stadt unterstützt und bejubelt. Die Synagoge wurde verwüstet, gebrandschatzt und vollständig zerstört. Zu diesem Zeitpunkt lebten noch drei jüdische Familien mit insgesamt 12 Personen im Stadtgebiet. Sie wurden gedemütigt, gehetzt, misshandelt und z.T. verhaftet. Ihre Wohn- und Geschäftshäuser wurden beschädigt. Nur wenige Telgter Bürger kamen ihren bedrängten jüdischen Nachbarn zu Hilfe.
14 Monate später, am 09.01.1941, meldete der Amtsbürgermeister von Telgte den Amtsbezirk als „judenfrei“. Nur vier jüdischen Mitbürgern war die Emigration gelungen. Die anderen wurden in Ghettos und Konzentrationslager verschleppt und kamen um. Einige der vertriebenen jüdischen Familien waren schon seit Jahrhunderten in Telgte ansässig. Außerdem fielen mehrere jüdische Patientinnen des St. Rochus-Hospitals der Verfolgung zum Opfer.
Der Verein Erinnerung und Mahnung Telgte gedenkt mit der Aktion der Opfer der antijüdischen Gewalttaten zur Zeit des Nationalsozialismus. Neben dem Mahnmal in der Königstrasse erinnern mehrere Stolpersteine sowie Gedenktafeln am Jüdischen Friedhof und am Emswehr an die 400jährige Geschichte Jüdischen Leben in unserer Stadt.
Gerade in einer Zeit, in der wir mit Entsetzen beobachten, dass antisemitisch motivierte Gewalttaten wieder häufiger werden, sind die Erinnerung an die Gräuel und die Mahnung zu Toleranz und Gewaltfreiheit wichtiger denn je.