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Wanderausstellung Jüdisches Leben in Münster und im Münsterland: „Spurensuche_n im Gestern und Heute“

05.03.–28.03.2023 | Foyer Rathaus Telgte, Baßfeld 4–6, 48291 Telgte
Mo–Mi 8:00–12:00 + 14:00–16:00Uhr, Fr 8:00–12:00 Uhr
Vernissage: Sonntag 05.03. 11:30–12:30 Uhr, die Ausstellung ist bis 14:30 Uhr geöffnet

Die Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) zeigt in Kooperation mit dem Verein Erinnerung und Mahnung – Verein zur Förderung des Andenkens an die Juden in Telgte e.V. und der Stadt Telgte die Ergebnisse eines bür­ger­wis­sen­schaft­li­chen Projektes.

Im Rahmen der Expedition Münsterland ist aus dem Projekt „Spurensuche_n: Jüdisches Leben im Münsterland“ eine Wanderausstellung auf his­to­ri­schen Türblättern ent­stan­den. Gemischte Teams aus Wissenschaftlerinnen, Bürgerinnen und Studierenden haben zu selbst gewähl­ten Orten der Region gemein­sam Inhalte auf­ge­ar­bei­tet und dar­ge­stellt. Gleichzeitig ent­stand in zwei­jäh­ri­ger Zusammenarbeit des FilmLAB der WWU und der Jüdischen Gemeinde Münster ein Dokumentarfilm „Jüdisch leben heu­te. Aus dem Gemeindeleben in Münster“, der in sie­ben Episoden aus dem Alltag der Gemeinde erzählt. Die Gegenüberstellung der Spuren ehe­ma­li­gen jüdi­schen Landlebens und der gegen­wär­ti­gen, leben­di­gen, aber auch weit­ge­hend nicht bekann­ten Lebenswelt der jüdi­schen Gemeinde in Münster macht den Reiz der Ausstellung aus. Nachdem die Wanderausstellung in ver­schie­de­nen Orten des Münsterlandes unter­wegs war, macht sie nun einen letz­ten Halt in Telgte im Kreis Warendorf.

Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Einladung zu der dies­jäh­ri­gen zen­tra­len Gedenkveranstaltung aus Anlass des natio­na­len und inter­na­tio­na­len Opfergedenktages.

Termin: Mittwoch, 1. 2. 2023 um 17:00 Uhr
Ort: Pfarrkirche St. Clemens

Die Feier wird gemein­sam vom Verein „Erinnerung und Mahnung Telgte“, dem St. Rochus-Hospital Telgte und der Pfarrgemeinde St. Marien Telgte in Zusammenarbeit mit der Stadt Telgte ver­an­stal­tet.
Gedacht wer­den soll aller Menschen, die in Telgte wäh­rend der NS-Zeit Opfer von Diskriminierung und Verfolgung wur­den – als Juden, Sinti, geis­tig Behinderte, psy­chisch Kranke, reli­gi­ös oder poli­tisch Verfolgte.
Die Veranstaltung wird ca. 45 Minuten dau­ern. Wir wei­sen dar­auf hin, dass die Kirche nur mode­rat geheizt sein wird.

Vortrag zum internationalen Gedenktag

Der Verein weist auf eine Vortragsveranstaltung am natio­na­len und inter­na­tio­na­len Opfergedenktag (Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945) hin. Veranstaltet wird er vom Museum RELíGIO Telgte

Termin: Freitag, 27. Januar 2023, 18 Uhr
Ort: Vortragsraum des Museums RELíGIO Telgte

PD Dr. Barbara Elkeles
Jüdische Biographien aus Telgte
Im 19. und 20. Jahrhundert

Besuch in der Heimat der Vorfahren – Nachfahren der Familie Lefmann in Telgte

Im Rahmen ihrer Forschungen über jüdi­sche Familien in Telgte stand Frau Dr. Elkeles seit eini­ger Zeit in Kontakt mit Nachfahren der Familie Lefmann, die von ca. 1785 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in Telgte ansäs­sig war. Der berühm­tes­te Spross die­ser Familie war Salomon Lefmann (gebo­ren am 25. Dezember 1831 in Telgte), der es zu einer erstaun­li­chen wis­sen­schaft­li­chen Karriere als Indologe brach­te. Von 1870 bis zu sei­nem Tod im Jahr 1912 war er Professor für Sanskrit an der Universität Heidelberg. Dies ist umso bemer­kens­wer­ter, als sei­ne Herkunftsfamilie sehr arm war. Nach Salomon Lefmann ist seit 2012 in Telgte eine Straße benannt.

Am 09. Dezember 2023 besuch­te Caitlin Hollander, eine Nachfahrin von Salomon Lefmanns Schwester Bertha, auf Einladung des Vereins Erinnerung und Mahnung gemein­sam mit ihrem Ehemann, Michael Waas, die Heimatstadt ihrer Vorfahren. Beide sind pro­fes­sio­nel­le Genealogen und haben u.a. Anthropologie und Jüdische Geschichte stu­diert. Sie leben in New York. Im Dezember befan­den sie sich auf einer Europareise.

Zunächst fuh­ren sie mit Barbara Elkeles nach Warendorf, wo die mit der Telgter Familie ver­wand­te Familie Levi Lefmann leb­te. Diese Familie war im Gegensatz zu der Familie Lefmann in Telgte sehr wohl­ha­bend. Sie besaß ein statt­li­ches Haus direkt am Marktplatz.

In Telgte zeig­ten sich die Besucher von den erhal­te­nen Spuren jüdi­schen Lebens sehr beein­druckt: dem jüdi­schen Friedhof, der alten Synagoge, der Gedenk-Stele am Platz der neu­en Synagoge in der Königstraße. Auch das ehe­ma­li­ge Wohnhaus der Familie in der Straße Lappenbrink konn­te von außen besich­tigt wer­den. Und natür­lich durf­te ein Besuch der Lefmann-Straße in Telgte nicht feh­len. Insgesamt gewan­nen die Besucher einen leben­di­gen Eindruck vom Leben ihrer Vorfahren und fan­den die Erinnerungsarbeit des Vereins Erinnerung und Mahnung Telgte sehr bewe­gend. Barbara Elkeles

Nachfahren der Familie Lefmann in Telgte Nachfahren der Familie Lefmann in Telgte

Vortrag: Erinnerungsarbeit als Friedensdienst. Ein Jahr im Jewish Museum London – ein Erfahrungsbericht

Mittwoch 09.11.2022, 19:00 Uhr
Referentin: Lotta Aldenborg
Vortragsraum des Museum Religio, Herrenstraße 1–2, 48291 Telgte

Der Verein „Erinnerung und Mahnung Telgte“ lädt anläß­lich des 84. Gedenktages der reichs­wei­ten Novemberpogrome zu einer Veranstaltung ein.

Ein Jahr lang leis­te­te die Referentin nach dem Abitur Freiwilligendienst bei der „Aktion Sühnezeichen Friedensdienste.“ Dabei wur­de sie u.a. von unse­rem Verein unter­stützt. Einsatzort war das Jüdische Museum in London. Sie hat dort u.a. orksWhops für Schulklassen ver­schie­de­nen Alters abge­hal­ten, bei denen Überlebende der Kindertransporte über ihre Erlebnisse berich­te­ten. Andere Workshops befass­ten sich anhand der Geschichte von Holocaust-Überlebenden mit dem Umgang mit Verlust und Trauer. Weitere Projekte dien­ten dazu, die Vielfalt des Judentums abzu­bil­den. Dazu gehör­te z.B. der Besuch jüdi­scher Wohnviertel, die Arbeit mit ortho­do­xen Schulklassen und die Erforschung der Bedeutung von Museumsobjekten gemein­sam mit den Bewohnern jüdi­scher Altenheime. Die Betreuung von Kinder- und Familientagen mit Bastelaktionen erwei­ter­ten das Spektrum eben­so wie das gemein­sa­me Backen des tra­di­tio­nel­len, der „Challah“, des jüdi­schen Zopfbrotes.

Restaurierung des Grabsteins von Hanns Josef Geisel

Hanns Josef Geisel (geb. 8. Februar 1904, Bocholt, gest. 8. September 1940, Amelsbüren) stamm­te aus einer jüdi­schen Familie, die zunächst in Bocholt eine mecha­ni­sche Weberei betrieb. Später besaß der Vater ein Hutgeschäft in Dortmund. Hanns Geisel war bei unein­ge­schränk­ter geis­ti­ger Leistungsfähigkeit kör­per­lich schwerst behin­dert. Zwischen dem 6. Juli 1937 und dem 6. September 1939 wur­de er im St. Rochus-Hospital in Telgte betreut. Zu die­sem Zeitpunkt war sein Vater bereits ver­stor­ben und sei­ne Mutter berei­te­te ihre Emigration nach London vor. Ein Bruder der Mutter über­nahm die Pflegschaft und küm­mer­te sich lie­be­voll um den Neffen.
Als Teile des St. Rochus-Hospitals in ein Lazarett der Wehrmacht umge­wan­delt wur­den, muss­te Hanns Geisel in das von den Alexianerbrüdern geführ­te Haus Kannen in Amelsbüren umzie­hen. Im September 1940 soll­te er auf Befehl des Reichsinnenministeriums des Inneren gemein­sam mit fünf ande­ren jüdi­schen Patienten aus dem St. Rochus-Hospital und aus Haus Kannen im Rahmen der Aktion T4 über Zwischenstationen in eine Tötungsanstalt ver­legt wer­den, wo die Patienten in den Gaskammern qual­voll ermor­det wur­den. Hanns Geisel ent­ging die­sem Schicksal nur, weil er weni­ge Tage vor dem Transport an einer Lungenentzündung eines natür­li­chen Todes starb.

Hanns Josef Geisel GrabsteinHanns Josef Geisel Grabstein
Er wur­de auf dem Jüdischen Teil des Hauptfriedhofs Dortmund am Rennweg begra­ben. Sein Grab ist bis heu­te erhal­ten (D 002 b 43), befand sich aller­dings in einem schlech­ten Zustand. Im Herbst 2022 wur­de auf Veranlassung des Vereins Erinnerung und Mahnung das Grab her­ge­rich­tet und der Grabstein restau­riert, um auch Hanns Josef Geisel ein wür­de­vol­les Gedächtnis zu bewahren.

Stadtführung: Jüdisches Leben in Telgte

Sonntag, 25.09.2022 | 15:00 Uhr | Treffpunkt Marktplatz

Der Verein „Erinnerung und Mahnung Telgte“ lädt erneut zu einer Führung zu Stätten jüdi­schen Lebens in Telgte ein. Die Führung über­nimmt Frau Gertrud Stümper.

Die Führung zeigt die erhal­te­nen Spuren der jüdi­schen Gemeinschaft und Religionsausübung wie Friedhof und Synagoge. Sie führt zu ehe­ma­li­gen Wohn- und Geschäftshäusern und lässt damit das jahr­hun­der­te­lan­ge Zusammenleben von Christen und Juden in der Stadt unter wech­seln­den poli­ti­schen und sozia­len Bedingungen leben­dig wer­den. Die Schicksale jüdi­scher Familien wer­den dar­ge­stellt. Aufgezeigt wer­den auch die erhal­te­nen Spuren der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Gewalt sowie Aktionen des Gedenkens und der Kontaktpflege zu über­le­ben­den jüdi­schen Mitbürgern.

Die Veranstaltung ist kostenfrei.

Gedenktag am 27.01.2022

Eine gemein­schaft­li­che Veranstaltung des Vereins »Erinnerung und Mahnung Telgte«, des St. Rochus-Hospitals und der Pfarrgemeinde St. Marien.

Der Verein „Erinnerung und Mahnung Telgte“, das St. Rochus-Hospital und die Pfarrgemeinde St. Marien laden anläss­lich des natio­na­len und inter­na­tio­na­len Gedenktages dazu ein, der Opfer des Nationalsozialismus zu geden­ken.
Termin: Do, 27.01.2022, 17.00
Ort: Pfarrkirche St. Clemens, Telgte

Unser Gedenken gilt den­je­ni­gen Menschen, die wäh­rend der NS-Zeit ver­folgt wur­den. Besonders wol­len wir gemein­sam an die­je­ni­gen erin­nern, die in Telgte Opfer der Verfolgung wur­den, weil sie Juden oder Sinti waren oder weil sie auf­grund einer geis­ti­gen Behinderung oder psy­chi­schen Erkrankung als lebens­un­wert gal­ten. Einige stamm­ten aus Familien, die z.T. schon seit Generationen in Telgte ansäs­sig waren oder waren Patienten, die im hie­si­gen St. Rochus-Hospital Heilung und Pflege gesucht hatten.

Priv.-Doz. Dr. med. Barbara Elkeles
Verein „Erinnerung und Mahnung Telgte“

Peter van Elst
St. Rochus-Hospital

David Krebes
St. Marien

Hinweis: Während der gesam­ten Veranstaltung müs­sen Masken (medi­zi­ni­scher MundNasenschutz oder FFP2-Masken) getra­gen werden.

Ausstellung: Werke von Mundinger

Bilder eines Lebensweges

Bis zum 20.02.2022 wird in den Ausstellungsräumen des Modehauses Ebbers in Warendorf eine Ausstellung mit Werken des Künstlers, Wirtschaftswissenschaftlers und spä­te­ren Landtagsabgeordneten Friedrich Wilhelm Mundinger gezeigt, der wäh­rend der NS-Zeit seit 1936 in der Bauernschaft Schwienhorst in Telgte leb­te. Die Familie wur­de ver­folgt, da die Ehefrau Jüdin war. 

Trotz der wid­ri­gen Zeitumstände zei­gen die aus­ge­stell­ten Aquarelle fast alle typi­sche Landschaftsbilder aus dem Münsterland, die Stimmung der Bilder ist freund­lich bis hei­ter und warm. 

Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Kaufhauses zugänglich. 

Vortrag „Religiöse Minderheit und Mehrheitsgesellschaft ‑Jüdisch-christliche Ehen in Telgte 1850–1950“

Der Verein „Erinnerung und Mahnung Telgte“ lädt anläss­lich des 83. Gedenktages der reichs­wei­ten Novemberpogrome zu einer Vortragsveranstaltung ein. 

Referentin: Barbara Elkeles 
Termin: Mi, 10.11.2021, 19:00 Uhr
Ort: Pfarrheim St. Clemens, Kardinal-von-Galen-Platz 13, Telgte

Bevor im Jahr 1875 die Zivilehe im Deutschen Reich ein­ge­führt wur­de, waren Ehen zwi­schen Christen und Juden – vor allem im länd­li­chen west­fä­li­schen Raum – sel­te­ne Ereignisse, denen fast immer die Konversion des jüdi­schen Partners vor­aus­ging. Ehen, in denen bei­de Partner ihre Religionszugehörigkeit behiel­ten, blie­ben abso­lu­te Einzelfälle. Überraschenderweise konn­te in zwei alt­ein­ge­ses­se­nen jüdi­schen Familien aus Telgte für bei­de Möglichkeiten ein Beispiel gefun­den wer­den: Eine Heirat im Jahr 1852, der die Konversion der jüdi­schen Frau zum Katholizismus vor­aus­ging sowie eine im Jahr 1870 im Ausland geschlos­se­ne Ehe, in der bei­de Partner ihre Religionszugehörigkeit behiel­ten. Diese Familie leb­te spä­ter in Lippstadt. In dem Vortrag wer­den die Schicksale bei­der Familien über meh­re­re Generationen ver­folgt und die Reaktionen ihrer jüdi­schen wie christ­li­chen Umwelt auf­ge­zeigt. Ergänzend wird punk­tu­ell das Schicksal eini­ger wei­te­rer jüdisch-christ­li­cher Familien, die aus Telgte stamm­ten oder in Telgte leb­ten, wäh­rend der NS-Zeit dargestellt. 

Priv.-Doz. Dr. med. Barbara Elkeles
Vorsitzende „Erinnerung und Mahnung Telgte“ 


Pressebericht zu die­ser Veranstaltung:

Der Verein „Erinnerung und Mahnung Telgte“ lud am 10.11.2021 zu einer Veranstaltung anläß­lich des 83. Gedenktages der reichs­wei­ten Novemberpogrome ins Pfarrheim St. Clemens ein. Die Vorsitzende, Dr. Barbara Elkeles, berich­te­te vor einem sehr inter­es­sier­ten Publikum über ihre aktu­el­len Forschungen zu jüdisch-christ­li­chen Mischehen zwi­schen 1850 und 1950. Anhand der Geschichte zwei­er Telgter Familien zeig­te sie, dass es in sel­te­nen Fällen Eheschließungen über die Grenzen von Religionszugehörigkeit und sozia­le Gruppe hin­aus gab. Dies konn­te zum Bruch mit dem jüdi­schen Elternhaus füh­ren, aller­dings exis­tiert auch ein Beispiel für ein gelun­ge­ne­res Zusammenleben. 

Außerdem ging sie auf das Schicksal christ­lich-jüdi­scher Familien in der NS-Zeit ein. Im Rahmen der Novemberpogrome wur­den auch jüdi­sche Mitbürger, die in Mischehen leb­ten, ver­haf­tet. Das galt auch für Julius Auerbach aus Telgte, der nach sei­ner Freilassung nach Belgien und Frankreich floh. Dort wur­de er erneut inhaf­tiert, ins Lager Drancy ver­schleppt und von dort aus nach Auschwitz depor­tiert, wo er umkam. 

Auch die nicht­jü­di­schen Ehepartner in Mischehen und die aus den Ehen her­vor­ge­gan­ge­nen Kinder wur­den als „Jüdisch Versippte“ bzw. soge­nann­te „Mischlinge“ ver­folgt. Vor allem am Beispiel der 1936 nach Telgte zuge­zo­ge­nen Familie Mundinger, in der die Ehefrau jüdi­scher Herkunft war, lässt sich zei­gen, dass die Kinder erheb­li­che Einschränkungen bzgl. ihrer Bildungsmöglichkeiten erfuh­ren. Die Familie war immer wie­der von Denunziationen und Strafverfolgung bedroht und muss­te seit Ende 1944 Zwangsarbeit ver­rich­ten muss­te. Erst kurz vor Kriegsende konn­ten die Familienmitglieder bei Bauernfamilien in Delbrück untertauchen.